„Wer mit 19
kein Revolutionär war, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch Revolutionär ist,
hat keinen Verstand.“ Den Ausspruch von Theodor Fontane kennen wir mittlerweile
seit Jahrzehnten und in allen Facetten:Marxist,
Kommunist, Sozialist. Aber eine Aussage wohnt allen inne: Idealismus gepaart
mit ein paar fetten Scheuklappen für die Argumente andere, sind den
Jugendlichen vorbehalten. Deswegen ist es auch in Ordnung, wenn eine Gruppe von
Schülern den Gegnern der Moschee in Gohlis gegenübertritt und ein Plakat in den
Händen halten auf dem steht: „Gegen Kleingarten im Kopf“. Witzig, spritzig,
eindimensional.
Sicher,
aufgespießte Schweineköpfe, wie sie vorletzten Donnerstag auf dem Gelände der
geplanten Moschee aufgefunden wurden, sind indiskutabel und abartig. Und ja,
man muss nicht den Argumenten der Schweineaufspießer lauschen. Aber
Diskussionen zu einem unliebsamen Thema muss eine Demokratie vertragen. Doch
wir leben in einer Gesellschaft, in der eine Eva Herrmann erst in eine Talkshow eingeladen und dann hochkant rausgeschmissen wird, in der man den NPD-Vorsitzenden
Holger Apfel in eine Politrunde holt und ihm dann sagt, man möchte ihm keine
Plattform bieten, in dem man Thilo Sarrazin wünscht, der nächste Schlaganfall solle sein Werk bitte vollenden.
Ist das noch
Demokratie? Die Scheuklappen gegen Argumente anderer haben längst nicht mehr
nur die revolutionären Jugendlichen auf. Man findet sie in allen Altersgruppen.
Es ist als würde ich meinen Mann zu Hause anketten und mir dann denken, er
würde mich lieben, weil er ja nicht fremdgeht. Dabei muss man ihn auch mal von
der Leine lassen, um zu sehen ob er abends nach Hause zurückkehrt. So ist es
mit der Demokratie. Wenn jede Diskussion sofort unterbunden wird, dann formt
sich irgendwo Unmut, Trotz, Aggression, die sich möglicherweise nicht mehr
auffangen lässt. Deswegen: Revolutionäre nehmt eure Scheuklappen ab und unsere
Demokratie wird gestärkt daraus hervorgehen.